Informationen über erworbene Behinderungen

Beeinträchtigungen treten meist erst im Lauf des Lebens auf

Menschen haben laut Sozialgesetzbuch (SGB IX) eine Behinderung, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist.

Behinderungen können angeboren sein oder im Lauf des Lebens eintreten. Als angeboren gelten Behinderungen, die vor, während oder kurz nach der Geburt auftreten. Der Großteil von Menschen mit Beeinträchtigungen hat eine sogenannte erworbene Behinderung.

Mehrheitlich durch Erkrankungen verursacht

Nur rund 3 % der Schwerbehinderungen sind angeboren oder treten im ersten Lebensjahr auf. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2019 werden Schwerbehinderungen – 89 % – überwiegend durch Erkrankungen verursacht. Nur knapp 1 % ist auf einen Unfall oder eine Berufskrankheit zurückzuführen. Ab einem Grad der Behinderung (GdB) von 50 gilt ein Mensch als schwerbehindert.

Körperliche Behinderungen überwiegen

Die Mehrheit der Menschen mit Schwerbehinderung haben körperliche Beeinträchtigungen (58 %). Eine körperliche Behinderung ist eine physiologische Einschränkung des menschlichen Körpers. Körperbehindert ist, wer aufgrund einer Schädigung des Stütz- und Bewegungsapparats, Organschädigung oder Erkrankung in seinen körperlichen Funktionen beeinträchtigt ist.

Unter körperliche Behinderung fallen alle Erscheinungsformen und Schweregrade körperlicher Beeinträchtigungen. Ursachen hierfür können sein:

  • Schädigungen des zentralen Nervensystems: Querschnittslähmung, Hirnschädigungen, zerebrale Bewegungsstörungen (z. B. Spastik), Multiple Sklerose, Spaltung der Wirbelsäule, Kinderlähmung, Parkinson
  • Schädigungen des Skelettsystems: Rückgratverkrümmungen (z. B. Skoliosen), Glasknochenkrankheit, Gelenkfehlstellungen
  • Fehlbildungen des Skelettsystems: Fehlen von Gliedmaßen (Amelie), Fehlbildung einer oder mehrerer Gliedmaßen (Dysmelien), Spaltbildungen von Hand oder Fuß
  • Schädigungen der Gliedmaßen: Gliedmaßenverlust, durch Unfall, Amputationen, wegen Tumore oder Gefäßerkrankungen, Gliedmaßenfehlbildungen
  • Muskelsystemerkrankungen: Muskelschwäche, Muskelschwund
  • Entzündliche Erkrankungen der Knochen und Gelenke: Arthritis

Geistige Behinderung als Folge von Hirnschädigungen

Geistige oder seelische Behinderungen haben 13 % der Menschen mit Schwerbehinderung. Es kann zu einer geistigen Behinderung kommen, wenn das Gehirn beeinträchtigt wird, z. B. durch Hirnschädigungen oder Hirnfunktionsstörungen. Diese können durch Erkrankungen und Unfälle verursacht werden, z. B.:

  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Hirninfarkt oder -blutung
  • Sauerstoffmangel
  • Hirntumor
  • Gehirn- und Hirnhautentzündung

Behinderungsgrad wird ermittelt

Der Schweregrad einer Behinderung wird mit dem Grad der Behinderung (GdB) beziffert, unabhängig davon, ob es sich um einer körperliche oder geistige Beeinträchtigung handelt. Der GdB kann zwischen 20 und 100 liegen. Er wird auf Antrag mit einem ärztlichen Gutachten ermittelt. Liegen mehrere Beeinträchtigungen vor, wird ein Gesamt-GdB erstellt.

Menschen mit einem GdB ab 50 haben eine Schwerbehinderung. Sie können einen Schwerbehindertenausweis beantragen, der mit einer Vielzahl an Vorteilen auf einen Nachteilsausgleich zielt, z. B. finanzielle Vergünstigungen, steuerliche Freibeträge oder besondere Regelungen beim Kündigungsschutz. 

Häufig gestellte Fragen

  • Wie viele Menschen sind von einer Behinderung betroffen?

    Nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes hatten im Jahr 2019 rund 7,9 Millionen Menschen in Deutschland eine Schwerbehinderung. Das entsricht einem Anteil von 9,5 % an der Gesamtbevölkerung. Als schwerbehindert gelten Menschen, welche durch die Versorgungsämter einen Behinderungsgrad von mindestens 50 zuerkannt haben und über einen Schwerbehindertenausweis verfügen.

  • Was sind die häufigsten Ursachen für Behinderungen?

    Behinderungen werden mit großer Mehrheit (89 %) durch Erkrankungen verursacht. Rund 3 % sind angeboren oder treten im ersten Lebensjahr auf. Nur knapp 1 % der Behinderungen ist auf einen Unfall oder eine Berufskrankheit zurückzuführen. Die Angaben beziehen sich auf Erhebungen des Statistischen Bundesamtes zu schwerbehinderten Menschen in Deutschland aus dem Jahr 2019.

  • Welche Altersgruppe ist von Behinderungen besonders betroffenen?

    Behinderungen treten vor allem bei älteren Menschen auf. Fast die Hälfte (44 %) gehört der Altersgruppe 55 bis 74 Jahre an. Eine Schwerbehinderung haben ein Drittel (34 %) der über 75-Jährigen. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind nur zu 2 % betroffen. 

Perspektiven von Menschen mit erworbener Behinderung

Die Schweregrade erworbener Behinderungen sind sehr unterschiedlich: Während mache Menschen mit Rollstühlen, Prothesen und Hilfsmitteln, z. B. für Küche und Bad, Einschränkungen ausgleichen und ein selbstständiges Leben führen können, benötigen andere intensive Unterstützung bis hin zu Pflege. Zudem ist eine erworbene Behinderung ein einschneidendes Ereigniss im Leben. Wer zuvor immer selbstständig war, kann plötzlich auf Hilfestellungen angewiesen sein. Das kann große Verunsicherungen hervorrufen, stark belastend sein und zu Depressionen führen.

Menschen mit erworbener Behinderung können jedoch Freude am Leben wiedererlangen: mit Hilfsmitteln körperlich aktiv sein und Spaß bei Aktivitäten haben – alleine oder in der Gruppe. Um Kinder, Jugendliche und Erwachsene beim Wiedererlangen größtmöglicher Selbstständigkeit und Selbstbestimmung zu unterstützen, bedarf es intensiver Assistenz, Begleitung und Rehabilitationsmaßnahmen.